Ausserordentliche Kündigung?

[Toenne]

Ich hatte hier ja schon davon berichtet dass CO einen sehr alten DL bislang nicht abgerechnet hat:
viewtopic.php?f=16&t=121&start=20#p1337
Ein Weilchen früher hatte ich ein anderes Bild gefunden wo ich zunächst dachte das wäre evtl. über Zoonar geliefert worden. Inzwischen fiel mir aber auf dass auch diese Bild bei CO online war bevor die es während einer Reinigung von deren Datenbank gelöscht haben:
viewtopic.php?f=16&t=121&start=10#p1258
Antwort vom WDR und von dpa stehen noch aus, die Vermutung dass auch dieses Bild von CO kam liegt aber nahe.
Sollte das der Fall sein dann würde mich doch ganz stark die Dunkelziffer nicht abgerechneter Bilder interessieren.

Grundsätzliche Frage daher: Welche Möglichkeit gäbe es eine Agentur zur Herausgabe sämtlicher Lizenzverkäufe zu zwingen, hat das schonmal jemand durchexerziert? Liesse sich aus mehrfachen Nichtabrechnungen ein Sonderkündigungsrecht ableiten? Und vor allem nach welcher Zeit, wie lange darf ein Bild ohne Vergütung online sein bis man von Vertragsbruch reden kann?

Schöne Grüsse
Toenne

[Macer]

Hmm - im RM-Bereich habe ich lernen müssen, dass die Kontrolle tatsächliche/abgerechnete Verwendung letztendlich beim Fotografen liegt.
Fehlerchen, ups, in der Abrechnung hatte ich schon einige.
Eine typische Fehlerrecherche könnte dann so aussehen:
Kunde lädt Foto in voller Auflösung o. Wasserzeichen von Agentur zum Testen kostenlos herunter, Foto wird verwendet und Kunde müsste Abdruck und entspr. Daten Agentur melden, Redakteur vergisst es leider, oder meldet die falsche Auflage/Verwendung Geld wird keines/zu wenig verrechnet, Fotograf und Agentur gehen leer aus.
Jetzt kommt es auf den Betreuer bei der Agentur an ob er eine konsequente Kontrolle betreibt. Oft sind diesen Leutchen aber anscheinend bei großen Kunden ein klein wenig die Hände gebunden...!?

Agenturbindung für 6Jahre scheint mir als jur. Laien etwas arg lang - besonders in der heutigen Zeit - ist eine Ewigkeit und nimmt dem Fotografen zu einem guten Stück die wirtsch. Selbstbestimmung.
Hätte ich einen solchen Vertrag gezeichnet, so würde ich mir einen fähigen Anwalt für Vertragsrecht in meiner Umgebung suchen und mich für ein geringes Beratungsentgelt über die Zumutbarkeit/Zulässigkeit eines solchen, in meinen Augen, Knebelvertrages informieren.
Gefühlsmäßig würde ich vermuten, dass dem Juristen einige Möglichkeiten einfallen werden die dich aus dem Vertrag befreien könnten. Munitioniert mit jur. Fakten dürfte die Agentur dich anschließend rel. schnell und geräuschlos in die Freiheit entlassen...
Das mit den fehlerhaften Abrechnungen ist mE ein steinigerer Weg. Als erstes müsstest du die Schuldfrage klären (s.o.) und der Agentur zweifelsfrei nachweisen schuldhaft gehandelt zu haben.

Zum WDR hatte ich dir schon etwas geschrieben. ÖR sind mE nach langsam aber gründlich. Einschreiben/Rückschein mit Frist an die Bosse und dann klärt sich das auch...


Zusammenfassend:
Suche dir einen Anwalt und investiere ein paar Euro in die Beratung, danach siehst du klarer!

[Toenne]

Heute kam die Antwort vom WDR: "picture alliance/chromorange"...fast schon wenig überraschend.
Meine Anfrage an CO zu dem Bild vom März 2011 wurde heute auch beantwortet: "Die Veröffentlichung wurde uns noch nicht vom mcPhoto gemeldet. Sobald wir dafür einen Honorareingang bekommen wird es Ihrem Konto gut geschrieben."
Das ist doch eine Lachplatte. Die warten also bis sich eine Partneragentur freiwillig meldet...und wenn nicht dann ists auch gut...

[Toenne]

Zwischenzeitlich hat mich H.Tscherwitschke (Inhaber CO) angerufen, das ist schonmal positiv.
Was er mir erklärte war aber alles andere als positiv, das war eher ein Offenbarungseid.
Nur direkt bei CO heruntergeladene Dateien können stets wirklich korrekt abgerechnet werden. Viele Partneragenturen (z.B. dpa/picture-alliance, McPhoto) haben Zugriff aufs komplette Portfolio ohne dass eine Einzelstatistik geführt würde. CO verlässt sich darauf dass diese Agenturen die Verwendungen komplett und korrekt melden...was ja ganz offensichtlich nicht funktioniert. Bei dpa soll es zudem so gewesen sein dass dort eine Weile ein technisches Problem bestanden habe welches nun aber gelöst sei. In wieweit dies auch eine korrekte rückwirkende Vergütung beinhaltet konnte mir H.Tscherwitschke wiederum nicht sagen...mir schien er hatte auch nie danach gefragt...
Laut seiner Aussage wäre CO personell auch gar nicht in der Lage die einzelnen Verwendungen zu prüfen, das allerdings sehe ich schwerlich als Problem des Fotografen.
Salopp gesagt: Die Partneragenturen haben den Schlüssel zum Weinkeller und CO hofft dass diese alle 1/4Jahr (oder wann auch immer) brav kundtun wieviel Schoppen sie getrunken haben.
Kleines Bonmot am Rande: Wir kamen auch auf das Thema Raubkopien/Bilder mit Wasserzeichen zu sprechen. Findet man im Web eine gewerbliche Site, die ein Bild mit CO-Wasserzeichen verwendet, dann kann man dies CO melden, man kümmert sich drum. Findet man aber eine private Site so kann man sich das sparen, CO verfolgt diese Fälle ohnehin nicht - zuviel Aufwand, zu geringe Erfolgsaussichten.
Möge jeder selbst entscheiden ob er CO unter diesen Vorzeichen für einen 'Partner' des Fotografen hält oder nicht. Ich tue es nicht und werde den Fotografenvertrag (waren übrigens 5 Jahre, nicht 6) ausserordentlich kündigen. Für mich ist die elementare Aufgabe einer Agentur die korrekte Erfassung und Abrechnung der vergebenen Nutzungslizenzen. Kann eine Agentur dies nicht gewährleisten so hat sie gegen den wesentlichsten Teil der Vereinbarung verstossen.
Verschenken kann ich meine Bilder auch selbst, und zwar ohne dass irgendeine Agentur damit auch noch Geld verdient.

Gruss
Toenne

[Palomino]

Applaus!

Ich frag mich schon längere Zeit (seit R. Kneschkes Blog) wie man so blauäugig sein kann, und darauf vertraut, dass diese ganzen im Netzwerk verschnörkelten Bildagenturen immer brav und gewissenhaft abrechnen. Ich hab sofort danach PA, age und picturemaxx aus der Freigabe genommen. In diesem System wundert mich auch die zweifelhafte Entwicklung bei Zoonar nicht mehr.

Du hast die Dunkelziffer angesprochen: genau die würde mich auch interessieren. Uns würden wohl allen die Haare zu Berge stehen, wenn wir die tatsächlichen Zahlen kennen würden. Und der laxe Umgang der Agenturen mit diesem Problem ist nur wiederum ein Beweis für die Geringschätzigkeit, mit der die Läden mit fremdem Eigentum umgehen.