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Geld verdienen mit den Ereignissen, die die Welt schockieren

Diskussionen zu Stockseiten allgemein
Bilderglück
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Geld verdienen mit den Ereignissen, die die Welt schockieren

Beitragvon Bilderglück » Di 17. Nov 2015, 09:57

Hallo zusammen,

Bestimmt sind die Anschläge von Paris auch an uns Microstockfotografen nicht spurlos vorbei gegangen. Dass Nachrichtenagenturen und Fernsehsender frische Bilder von Nachwirkungen und emotionalen Momenten brauchen, ist verständlich, aber muss es unbedingt ein zum Spottpreis ausgeschriebenes RF-Bild aus einer Bildagentur sein, die in erster Linie die Werbebranche anspricht?

In den Tagesbestsellern prankt bei Fotolia die französische Fahne mit einer schwarzen Schleife.

Ich will mich nicht als Moralapostel hinstellen aber bei solchen Themen habe ich persönlich grosse Gewissensbisse. Es gibt immer jemanden, der darin nichts Verwerfliches sieht, aber ich muss es nicht sein.


Wie geht ihr damit um bzw. wie handhabt ihr solche Sachen?
Venedig, in den kalten Wintertagen:

https://youtu.be/c-9g0OHhb2c

mwagner159
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Re: Geld verdienen mit den Ereignissen, die die Welt schocki

Beitragvon mwagner159 » Di 17. Nov 2015, 10:24

Ich habe in der Vergangenheit bei Promiagenturen gearbeitet. Ende 1997 ging es dann mit einem Praktikum in Paris los. Dort haben wir ganz klassisch "Red Carpet" gemacht, also Premieren, Parties, Konzerte und so Sachen, dass die Stars sich gut präsentieren können. Danach ab zum Studium und später wieder in eine Promiagentur. Da gings dann richtig zur Sache und "Red Carpet" hat kaum noch was "eingespielt". Stattdessen Paparazzi und wirklich schmierige Fotografen, die wir "Creatures of the Night" nannten. Der Paparazziarm hat in einem Monat mehr Umsatz gemacht, als die Red Carpet-Sektion in einem Jahr. Da ging es dann auch um so Themen, dass bei Promis dann "upskirt" (unterm Rock) fotografiert wurde aber als Britney Spears dann in die Psychiatrie eingewiesen wurde war das für mich ein Signal, dass da wirklich etwas falsch läuft.

Hollywood finde ich schon noch interessant aber Paparazzi ist nicht mehr mein Ding. Wenn man dann mitbekommt, dass ein Bildredakteur mehrere Redaktionen am Telefon hat und die sich gegenseitig hochbieten um die "Exclusives" zu bekommen. Lieber klassisch Red Carpet. Aber das wirkliche Geld wird mit Paparazzi gemacht. Technisch sind die Fotos unter aller Kanone. Serienbildfotografie und dann draufhalten wie mit einem M-16.

BobMachee
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Re: Geld verdienen mit den Ereignissen, die die Welt schocki

Beitragvon BobMachee » Di 17. Nov 2015, 10:24

Ich finde nichts verwerfliches dran. Das man des Geschehen zeigen/bzw. illustrieren muss, ist denke ich unstrittig und ob man dafür nun einen eigenen Fotografen losschickt, oder ein neutrales Bild nimmt, ist im Zweifelsfall Geschmackssache. Ich sehe das ähnlich, wie mit den Nachrufen. Wenn jemand, wie z.B. letzte Woche Helmut Schmidt, stirbt, erwarten alle, dass die Medien schnell einen tollen, persönlichen Nachruf liefern, diese aber vorzubereiten, solange der betreffende noch lebt ist etwas eigenartig, aber letztendlich medialer Alltag und eben notwendig.

misunde
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Re: Geld verdienen mit den Ereignissen, die die Welt schocki

Beitragvon misunde » Di 17. Nov 2015, 13:17

Aus dem Stockfotopool bedient sich ja nicht nur die Werbung, sondern auch Meinungsbildner wie Magazine, Blogs, Parteien …

Manchmal werden zufällig vorhandene Fotos plötzlich aktuell, ohne dass man damit gerechnet hätte.
Theoretisch kann jedes neutrale Bild mittels Text und Layout des Umfelds in jede Richtung interpretiert werden.
Der nette Schäferhund von nebenan wird durch deutsche Schrift auf einmal braun.
Kerzen können zum Gedenken von was auch immer brennen.
Die vielen Metaphern zu Erfolg, Anpacken, Umschwung … findet man bei den unterschiedlichsten Gruppierungen wieder.
So etwas müssen wir wohl in Kauf nehmen.

Wenn jemand dagegen ein Bildkonzept explizit zu einem Ereignis entwickelt,
sehe ich das nicht nur als Verdienstmöglichkeit, sondern auch als Statement.
Einige Themen beschäftigen mich sehr persönlich, die möchte ich gerne umsetzen,
weil ich es wichtig finde, dass eindeutige Bilder davon (auch zum Spottpreis) verbreitet werden.

Gewissenskonflikte habe ich vor allem, wenn etwas womöglich gut verkäuflich wäre, aber eine mir unliebsame Deutung geradezu anbietet.
Z. B. bleibt die Metapher zu „Alle in einem Boot“ zunächst auf meiner Festplatte, weil allzu leicht „Das Boot ist voll“ daraus werden könnte.

Die Flagge mit der schwarzen Schleife finde ich völlig in Ordnung, ein klares Symbol, welches illustriert, was viele fühlen.
Sind wir nicht dafür da, bildnerisch auszudrücken, was jemand anders vielleicht auch sagen möchte?

Liebe Grüße
misunde


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